Wissenschaft auf Social Media richtig kommunizieren

Wissenschaftliche Informationen finden einen deutlich verstärkten Einzug in unseren Alltag: Besonders auf Social-Media-Kanälen werden wir vermehrt – und sehr bewusst seit 2020 – mit Studienergebnissen und neuen Erkenntnissen konfrontiert.

Instagram, Youtube, TikTok und Co. sind besonders für die Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen die Medien, aus denen sie Informationen und Nachrichten vorrangig beziehen. Auch Podcasts haben in den vergangenen Jahren rasant an Popularität gewonnen.

Doch wie kann Wissenschaftskommunikation auf Social Media funktionieren?

Folgend ein gelungenes Beispiel: Eine der bekanntesten deutschen Wissenschaftskommunikatorinnen im Bereich Infotainment ist z. B. die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim. Vor ihrer Zeit als Moderatorin von MaiThink X bei ZDF Neo hat sie ihrer Community regelmäßig mit maiLab von funk (ARD) auf Youtube unterhaltsame Videos zu unterschiedlichen Themen mit Alltagsbezug, z. B. Inhaltsstoffe in Kosmetika, Placeboeffekt, Organspenden oder Glyphosat, geboten. Ihre Videos werden mehrere hunderttausendmal geklickt und mehrere tausendmal kommentiert. Ihre Zuschauerschaft ist teils so sehr von der Aufbereitung begeistert, dass sie die Youtuberin um mehr Content zu weiteren Themen bittet.

Im Pharmabereich  kann z. B. der Kanal Leaps by Bayer genannt werden, der es schafft, wissenschaftliche Inhalte zum Teil humorvoll, spielerisch und einfach zu erläutern.

Gerne mehr davon!

Warum es wichtig ist, Wissenschaft greifbar zu machen

Unbestritten ist, nicht jeder kann sich intensiv mit fachspezifischen Inhalten auseinandersetzen – dafür sind die Interessen jedes Einzelnen einfach zu unterschiedlich. Jedoch ist es eine Art Pflicht, Informationen aus der Wissenschaft – ob medizinische, wirtschaftliche oder soziologische Erkenntnisse – für alle zugänglich zu machen. Denn es geht dabei nicht nur um die reinen Informationen, sondern um die Möglichkeiten der Bevölkerung, sich eine eigene Meinung bilden, in den Diskurs gehen und folglich Entscheidungen treffen zu können.

Herausforderungen wissenschaftlicher Kommunikation auf Social Media

Während der Pandemie gab es einen starken Austausch über medizinische Fortschritte und Studienergebnisse, vor allem auf Social-Media-Kanälen. Dieser Austausch hält weiter an und geht über die Informationen zu Corona hinaus – mal mehr, mal weniger konstruktiv.

Kanäle wie Instagram oder TikTok eignen sich nur bedingt für ausführliche Darstellungen von Problemen, Missständen oder Erkenntnissen. Der Platz ist begrenzt, die Aufmerksamkeitsspanne der User gering, die Veränderung der Kanäle und deren Nutzung ist stetig. Aktuell verzeichnen beide Plattformen z. B. einen Anstieg bei audiovisuellen Inhalten.

Institutionen fällt es oftmals schwer, ihre Kommunikation entsprechend dem Medium ihrer Zielgruppe anzupassen. Das liegt zum einem an den Social-Media-Plattformen und ihren Möglichkeiten, zum anderen aber auch an fehlenden Zielgruppenkenntnissen.

Betrachten wir den aufzubereitenden Content, zeigen sich weitere Herausforderungen:

_ Sicherung von Transparenz und Qualität

_ Wissenschaftliche Unsicherheit

_ Differenzierte Darstellung

_ Verständnis des Stands der Erkenntnisse als Momentaufnahme

Chancen für Wissenschaftskommunikation auf Social Media

Vorteile der Social-Media-Kanäle

Ein klarer Vorteil der Kommunikation auf Social Media ist die Schnelligkeit. Wir sind in der Lage, in Echtzeit Informationen mit der Community zu teilen, was sich z. B. in Krisenzeiten wie während der Coronapandemie und ihren schnelllebigen wissenschaftlichen Entwicklungen als hilfreich erweist.

Hinzukommt die Interaktionsfunktion der Kanäle, die es uns ermöglicht, den direkten Austausch zwischen Wissenschaftler:innen, Expert:innen und der Öffentlichkeit auf einfachstem Wege herzustellen. Hierbei können Diskussionen oder Gespräche entstehen, die neue Blickwinkel aufzeigen oder Missverständnisse aufklären. Last but not least: Social-Media-Kanäle stehen für globale Vernetzung von Menschen, was zu neuen Kollaborationen, Ideen und Innovationen führen kann.

Der richtige Content im richtigen Kanal

Angepasst an den Kanal und dessen Funktionen muss der Content ausgerichtet werden. Dabei sind unterschiedliche Wege möglich: von (audio-)visuellem Content auf Instagram, TikTok & Co. bis zu reinem Audio-Content beispielsweise auf Spotify.

Berichte aus dem Forschungsalltag oder zu den Personen dahinter sind oftmals ein Content-Garant und können das Interesse an wissenschaftlichen Themen in der breiten Öffentlichkeit wecken. Events, Experimente sowie Kasuistiken (sofern möglich) schaffen einen enormen Einblick in die Realität und zeigen die Herausforderungen; durch Eindrücke und Erfahrungen der Wissenschaftler:innen und Forscher:innen wird der Content persönlicher.

Einer hohen Beliebtheit erfreuen sich mittlerweile Podcasts, die mehrere Millionen von Menschen begeistern. Da User in der Regel ausgiebige Folgen erwarten, bietet sich die Chance, praktisches Wissen zu vermitteln, vom eigenen Werdegang und von Erfahrungen zu berichten. Stichwort: Identifikationspotenzial. Außerdem können interessante Gäste geladen werden, um mit ihnen zu diskutieren und sich auszutauschen, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Perspektiven zu eröffnen.

Gemeinsam mit unserem Kunden Chiesi Deutschland und in Zusammenarbeit mit PARTNERSEITZ haben wir das Format Podcast im Bereich Disease Awareness genutzt, konkret zum Thema LHON. Unser Ziel war es, eine große Anzahl von Menschen zu erreichen und auf ein Nischenthema wie diese seltene Erkrankung aufmerksam zu machen. Für ein bisschen Inspiration und auch für Infos zu LHON: Einfach mal reinhören!

Fazit

Es gibt viele Wege, Wissenschaft in den sozialen Medien zu präsentieren und definitiv gibt es einiges zu beachten. Der Aufwand ist dabei nicht zu unterschätzen. Ziel sollte es sein, die digitale Wissenschaftskommunikation voranzubringen und mehr Wissenschafts-Content in den Sozialen Medien zu teilen. Die Chancen, Wissenschaftskommunikation auf Social-Media-Kanälen zu betreiben, Wissen zu vermitteln und Begeisterung zu steigern sind dennoch erfolgsversprechend.

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